Entstehungsmodell der BPS in der DBT
Das Entstehungsmodell in der DBT basiert auf der biosozialen Lerntheorie von Theodor Millon.
Danach besteht eine transaktionale Beziehung zwischen der Disposition zur affektiven Dysregulation aufgrund eines hypersensitiven Nervensystems - das ist die biologische Konstante - und der Unfaehigkeit, die Emotionen gegenueber der Aussenwelt zu modulieren - das ist die soziale Konstante. Das Kernproblem der affektiven Dysregulation entwickelt sich umso mehr, wenn das hypersensitive Kind in bezug auf seine Umgebung keine Unterstuetzung erfaehrt. Linehan geht bei dem sozialen Entstehungsaspekt von einem invalidierenden Umfeld aus. Es ist ein Umfeld mit einer gewalttaetigen Kommunikationserfahrung, haeufig bestimmt von sexueller Gewalterfahrung und emotionaler Vernachlaessigung. Die Familie, in der das Kind aufwaechst, vermag nicht zu diskriminieren, was es gerade macht, und wieso es dies macht. In invalidierenden Familien sind Regeln vorherrschend wie: "kuemmere Dich nicht um Deinen Schmerz, sei nicht unabhaengig, sei nicht von uns verschieden, schaffe keine Probleme fuer irgendjemanden in und ausserhalb der Familie".
Durch das Zusammenwirken dieser biosozialen Faktoren kommt es zu einer Stoerung der affektiven Regulation, bei dem ein hypersensitives Nervensystem schon bei geringfuegigen emotionalen Stimuli mit einem starken Erregungsanstieg reagiert, der mit einer unmittelbaren und sehr intensiven Reaktion einhergeht. Zusaetzlich erfolgt ein sehr verlangsamter Erregungsrueckgang, da die Emotionen, unterstuetzt von der kognitiven Feed-Back-Schleife, weiter angefeuert werden. Die Patientinnen bleiben in ihren Affekten stecken und laden sich sozusagen immer wieder neu auf. Die hohe Reaktivitaetsrate schliesst extreme Reaktionen ein. Ausschlaggebend ist dabei der dysregulierte psychophysiologische Spannungspegel, der zu einem extrem hohen Spannungsanstieg fuehrt, welcher nicht mehr reguliert werden kann und somit zu einem Ausbruch draengt. Zur Spannungsregulierung greifen dann die Betroffenen haeufig zu selbstverletzendem Verhalten, Suizidversuchen oder Dissoziationen. Der Registrierung und dem Abbau des hohen Erregungspegels wird in der Dialektisch-Behavioralen Therapie sehr viel Beachtung geschenkt.