Besondere Merkmale

Das Verhaltensmuster bei der Borderline-Störung konnte bisher überall in der Welt gefunden werden. Das Auftreten der Borderline-Störung wird auf ca. 2% in der Allgemeinbevölkerung, auf ca. 10% bei ambulanten und ca. 20% bei stationären psychiatrischen Patienten geschätzt. In klinischen Populationen mit Persönlichkeitsstörungen liegt sie im Bereich von 30-60%. Die Erkrankung wird überwiegend (75%) bei Frauen diagnostiziert, und die Prävalenz wird in den USA mit 1.0 bis 1,8% angegeben. Auffallend sind eine hohe Suizidrate von 5-10% und eine Selbstverletzungsrate von 69-80%. Das höchste Suizidrisiko liegt zwischen dem 20.-30. Lebensjahr. In der Mehrzahl sind Frauen betroffen (70-77%). Es besteht eine hohe Komorbidität zu anderen Störungen, z.B. affektive Erkrankungen (81-100%), Angsterkrankungen/PTSD (24-81%), Substanzmissbrauch (21-67%), Essstörungen (14%). Neuere Untersuchungen zeigen jedoch auch, dass die Borderline-Störung langfristig gesehen (auf einen Zeitraum von 5-10 Jahren) eine eher gute Prognose hat, was u.a. auf einen deutlichen Rückgang der Impulsivität zurückzuführen ist.

Ätiologische Aspekte

Bei der Diagnose einer Borderline-Störung finden sich in mindestens 70% der Fälle frühe chronische Traumata wie sexueller Missbrauch und/oder emotionale Vernachlässigung.

Außerdem prä- und postnatal eine Häufung neurologischer Erkrankungen und körperlicher Schädigungen. Bei einer Borderline-Störung liegen ausgeprägte Störungsmuster auf mehreren Ebenen vor. Zum Beispiel:

Neurobiologische Ebene

Auf neurobiologischer Ebene finden sich Störungen der Emotionsregulierung im limbischen Hirnsystem sowie eine erhöhte Dissoziationsneigung.

Hierzu gehören: rasch einschießende Affekte, eine starke Auslenkung der Affekte, eine langsame Rückbildung, ein hohes Grunderregungsniveau, Flashbacks, szenische Halluzinationen, Gedankenlautwerden und eine ausgeprägte Dissoziationsneigung.

Ebene unrealistischer Bewertungsprozesse

Hierzu gehören sehr ausgeprägte schuld- und schambesetzte Grundannahmen, die in sich resistent bleiben, retraumatisierenden Erfahrungen unterliegen und somit immer wieder aktiviert werden können.